BU:
1) Anton Schmidts ers­te musi­ka­li­schen Ver­su­che mit der Schlauch­trom­pe­te und die gute Nach­richt: „Es ist über­haupt nicht schwer.“

2) Hein­rich Lin­den­schmidt und der Posau­nen­chor Betz­horn: „Bedan­ken möch­te ich mich bei Ulri­ke und Andre­as, dass ihr extra die Wän­de für uns tape­ziert habt.“

3) Isa­bel­le Gru­pe und Jose­phi­ne Werth stel­len die leben­de Orgel vor.

Fotos: Ralf Neite
Das Foto­ma­te­ri­al zu HEIM­SPIEL in Wah­ren­holz fin­den Sie HIER.

Bun­des­weit ein­ma­li­ges Kir­chen­mu­sik-Expe­ri­ment glückt in Wahrenholz

Musi­ka­li­sche Visio­nen im Wohnzimmer

19. Apr 2016 | Pres­se­mit­tei­lung

Wah­ren­holz. „Tür auf, alle rein, But­ze voll.“ So ein­fach war das am Wochen­en­de in Wah­ren­holz. Und zugleich so neu. Mit einem ver­mut­lich bun­des­weit ein­ma­li­gen Expe­ri­ment haben in dem klei­nen Ort bei Gif­horn Kir­chen­chö­re und Musi­ke­rIn­nen Wer­bung in eige­ner Sache betrie­ben: Statt dar­auf zu war­ten, dass die Leu­te zu ihnen in die Kir­che kom­men, gin­gen sie ein­fach zu ihnen. Such­ten sich im Wohn­zim­mer einen Platz und leg­ten los. Mit Posau­nen, Stim­men und sogar einer trag­ba­ren Orgel.

Beim „Heim­spiel“, so der pas­sen­de Titel der Akti­on, konn­te nie­mand vor­her wis­sen, wie es aus­ge­hen wür­de. Aber die evan­ge­li­sche St. Nico­lai- und Catha­ri­nen­ge­mein­de hat­te pro­fes­sio­nel­le Hil­fe in Sil­ke Lin­den­schmidt vom Pro­jekt „VISI­ON KIR­CHEN­MU­SIK“ der Ev.-luth. Lan­des­kir­che Han­no­ver. Ein Jahr lang über­leg­ten sie gemein­sam, wie die Kir­chen­mu­sik fri­schen Wind bekom­men könn­te. Schließ­lich mach­te das Heim­spiel das Ren­nen, weil hier die größ­te Nähe zum Publi­kum ent­ste­hen wür­de. Ohne Fra­ge: Das hat geklappt.

Ulri­ke und Andre­as Man­they sind eigent­lich gera­de dabei, zu reno­vie­ren, haben ihr Wohn­zim­mer aber trotz­dem zur Ver­fü­gung gestellt. Fünf Minu­ten vor Kon­zert­be­ginn – der Posau­nen­chor Betz­horn war­tet auf sei­nen Ein­satz – sind nur weni­ge Plät­ze besetzt. Aber plötz­lich füllt sich der Raum, das Gast­ge­ber­paar muss immer mehr Stüh­le her­an­schaf­fen. Zum Glück scheint es im Haus reich­lich davon zu geben. Auch für eine Frau, die etwas zu spät dran ist und ans Fens­ter klopft, wird noch eine Sitz­ge­le­gen­heit organisiert.

Jetzt ist es rich­tig kusche­lig. 26 Gäs­te, dazu elf Blä­se­rIn­nen auf 22 Qua­drat­me­tern. Unter der Lei­tung von Hein­rich Lin­den­schmidt erklingt ein kur­zer Quer­schnitt aus dem Reper­toire. Doch das hier ist kein nor­ma­les Kon­zert. Schon bald holt Hein­rich Lin­den­schmidt aus einem Kar­ton ein Stück Gar­ten­schlauch mit einem Plas­tik­trich­ter dar­auf, am ande­ren Ende des Schlau­ches befin­det sich ein ech­tes Mund­stück. Die Gäs­te staunen:

Dar­auf kön­nen rich­ti­ge Melo­dien gespielt wer­den. Dann holt Lin­den­schmidt noch mehr die­ser Schlauch­in­stru­men­te her­vor, sel­ber pro­bie­ren ist ange­sagt: „Es ist über­haupt nicht schwer!“ Stimmt, bald kom­men die ers­ten Töne. Der Musi­ker ist begeis­tert: „Ihr könnt von mir aus die Instru­men­te mit nach Hau­se neh­men und üben.“ Und dann am bes­ten im Posau­nen­chor einsteigen.

Denn der hat wie die ande­ren Ensem­bles im Ort – Kir­chen­chor, Gos­pel­chor, Gemisch­ter Chor – gro­ße Nach­wuchs­sor­gen. Auch an Orgel­schü­le­rIn­nen man­gelt es. Ob sich das nach dem Heim­spiel ändern wird, muss sich noch her­aus stel­len. Der Anfang ist gemacht. Neben man­chen Bekann­ten fin­den sich auch neue Gesich­ter in den Wohn­zim­mern ein. Beim Auf­tritt des Kir­chen­chors Wah­ren­holz am Sonn­tag­nach­mit­tag sind alle froh, dass ein Dop­pel­wohn­zim­mer zur Ver­fü­gung steht: 16 Sän­ge­rIn­nen, dazu 46 Besu­che­rIn­nen: Das ist der Spit­zen­wert die­ses Wochenendes.

Etwas inti­mer ist die Atmo­sphä­re bei Irm­traud Kling­beil. Die 58-Jäh­ri­ge hat die Orga­nis­tin Isa­bel­le Gru­pe zu sich ein­ge­la­den. Zwi­schen Sofa und Ses­seln, Kamin, Fern­se­her und einem an die Sei­te gescho­be­nen Ess­tisch steht eine so genann­te Tru­hen­or­gel aus dem Hil­des­hei­mer Michae­lis­klos­ter. Nicht so ein elek­tro­ni­sches Kunst­stoff­ding, son­dern eine rich­ti­ge Orgel mit 200 Pfei­fen. Trag­bar; aller­dings braucht man vier kräf­ti­ge Men­schen dazu.

Stan­des­ge­mäß beginnt Isa­bel­le Gru­pe mit Bach. Doch auch die­ser Wohn­zim­mer­auf­tritt ist ein beson­de­rer, weil das Publi­kum die Orgel qua­si von innen ken­nen lernt: Wie wird der Ton erzeugt, was ist ein Regis­ter, müs­sen die Pfei­fen nicht aus Metall sein, was machen Hasen­leim und Pfer­deseh­nen in der Orgel? Gemein­sam mit Jose­phi­ne Werth von VISI­ON KIR­CHEN­MU­SIK erklärt Isa­bel­le Gru­pe, war­um die Orgel als Köni­gin der Instru­men­te gilt. Und dann wer­den die Gäs­te sogar noch zur leben­den Orgel, indem sie ein­zel­ne Orgel­pfei­fen mit dem Mund bla­sen. So hat man den Kir­chen­klas­si­ker „Ich sin­ge Dir mit Herz und Mund“ noch nie gehört.

In Hüüs Hoff, des­sen obe­re Eta­ge als Fes­ti­val­ca­fé dient, kom­men hin­ter­her noch ein­mal rund 100 Men­schen zusam­men. Auch hier gibt es Musik zum Mit­ma­chen: Zunächst Stimm­übun­gen mit Kir­chen­chor-Lei­ter Ralf Völ­ke, dann ein som­mer­li­cher Kanon – so kräf­tig und fröh­lich gesun­gen, dass er den nor­ma­len Café-Gäs­ten in der unte­ren Eta­ge ein Lächeln ins Gesicht zau­bert. Simo­ne Kast­ner, eine der Gast­ge­be­rIn­nen, weiß jetzt schon, dass sie bei einer Wie­der­ho­lung ihr Haus auf jeden Fall erneut öff­nen wird: „Tür auf, alle rein, But­ze voll – fand ich super!“

Text und Bil­der: Ralf Neite

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